Many Mountains – Begegnungen und Gespräche
Berge sind unumstösslich, es umwehen sie nicht nur liebliche Wölkchen, ein Hauch von Ewigkeit, Kontinuität und Erhabenheit haftet ihnen an. Natur oder so etwas wie Wildnis sei in der Schweiz in den Bergen zu finden, sagt man.
Als Kulturanthropologinnen stehen wir eindeutigen Bildern und Erzählungen immer ein wenig misstrauisch gegenüber, auch wenn sie unsere Vorstellungswelten ebenso prägen. Unsere Beobachtungen, dass Berge heute (wieder) vermehrt bedrohlich wahrgenommen werden – in den letzten Jahren und Monaten sind in den Schweizer Alpen Flüsse über die Ufer getreten, Felsen abgebrochen, Hänge gerutscht, ein ganzes Dorf wurde verschüttet –, dass Bergregionen zunehmend schutzbedürftig werden und dass die Alpen keineswegs in Europa enden und damit weder die Alpen noch Berge einheitlich zu bestimmen sind, nehmen wir als Anregung, in dieser Kolumne viele Berge – eben: «many mountains» – zu erkunden, in Begegnungen und Gesprächen.
Was geschieht, wenn wir einmal nicht nur diesen eher distanzierten, touristisch und identitätspolitisch gut verwertbaren Blick auf und über die Schweizer Berge einnehmen, sondern hinein-zoomen in ganz verschiedene Bergwelten – in den Schweizer Alpen und anderen montanen Kontexten? Welche anderen Berg-Bilder und Berg-Geschichten werden neben den dominanten und darum wohlbekannten Narrativen gepflegt? Und wie werden darüber vielfältige Beziehungen zu den Bergen sicht-, hör- und spürbar?