Kulturkämpfe: Editorial
«Kulturkämpfe» prägen derzeit gesellschaftspolitische Diskurse. Ob bei Themen wie Sprachregelungen, Vegetarismus, Geschlechterbeziehungen oder fossile Brennstoffe – Fragen der Lebensführung werden zunehmend ins Zentrum politischer Mobilisierungsstrategien gerückt. Diese Konflikte durchziehen viele Bereiche des Alltags, betreffen Gewohnheiten, Wert- und Moralvorstellungen und finden auch in den (sozialen) Medien statt.
Im Themenschwerpunkt fragen wir, in welchem Verhältnis der gelebte Alltag der Vielen zu Kontroversen um Kultur und den Versuchen der politischen Vereinnahmung und Mobilisierung steht: Welche Eigendynamik prägt gesellschaftspolitische Auseinandersetzungen im Alltag? Inwieweit werden hier hegemoniale Vorstellungen reproduziert, unterlaufen oder bestritten? Inwiefern erfahren politische Narrative in spezifischen Kontexten Resonanz, wo stoßen Mobilisierungsbemühungen auf fruchtbaren Boden? Welche Verschiebungen in politischen Affinitäten und Zugehörigkeiten lassen sich beobachten?
Diese Zusammenhänge wollen wir anhand empirischer Fallstudien beleuchten. Von der Zusammenschau dieser Schauplätze erwarten wir uns nicht nur ein besseres Verständnis aktueller gesellschaftspolitischer Konflikte, sondern auch eine Erweiterung des analytischen Instrumentariums, das benötigt wird, um konkrete Lebenswelten in ihrem Verhältnis zu gesellschaftlichen Prozessen zu untersuchen.